Effects of Mindfulness-Based Stress Prevention on Serotonin Transporter Gene Methylation

Liebe Leserin, lieber Leser,

Unsere Studie ist jetzt veröffentlicht: Entspannungsprogramme können unsere biologischen Stresssysteme so beeinflussen, dass diese in turbulenten Zeiten sozusagen besser gewappnet sind.

Dass ein Programm zur Stressreduktion unser subjektiv empfundenes Wohlbefinden positiv beeinflusst, ist bekannt und nachgewiesen. Dass sich die Wirkungen auch „objektiv“ d.h. mit biologischen Parametern bestätigen lassen wird zunehmend wissenschaftlich interessant. Einen Beitrag hierzu konnten wir mit einer Studie mit Heidelberger Studierenden der Humanmedizin leisten, die an einem Kursus zu Theorie und Praxis der Stressbewältigung teilnahmen. Der Stoffwechsel des Neurotransmitters Serotonin, der für unser Stressempfinden und unsere Stimmung mitverantwortlich ist, veränderte sich sowohl im Laufe des Kurses als auch im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nachweisbar war dies durch epigenetische, d.h. die Genregulation steuernde Veränderungen an dem für den Serotoninstoffwechsel zuständigen Genabschnitt.

(Stoffel M, Aguilar-Raab C, Rahn S, Steinhilber B et al: Effects of Mindfulness-Based Stress Prevention on Serotonin Transporter Gene Methylation. Psychother Psychosom 2019; 88:317-319. DOI: 10.1159/000501646)

Studienteilnehmer waren Studierende der Medizin in Heidelberg, die in von mir geleiteten Kursen Entspannungsübungen durchführten und gleichzeitig die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Methoden kennen lernten. Biologische und psychologische Daten wurden von einem Team des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Heidelberg erhoben und ausgewertet. Das Ergebnis ist: Die Teilnehmer der Kurse wiesen an einem für den Serotoninstoffwechsel wichtigen Abschnitt des Genoms im Laufe des Kurses eine Veränderung auf, die bei den Kontrollgruppen nicht auftrat. Alle Studierenden standen vor einer für sie wichtigen und mit Ängsten verbundenen Prüfung. Die Kursteilnehmer hatten ihr „Stress-System“, in diesem Fall gemessen am Serotoninstoffwechsel, in relativ kurzer Zeit biologisch besser eingestellt. Einher ging dieser epigenetisch nachgewiesene Effekt mit einem subjektiv verbesserten Stressempfinden.

Das Forschungsteam und ich als Kursleiterin, wir freuen uns sehr über den gelungenen Nachweis, dass das angewandte Stressreduktionskonzept nicht nur subjektive sondern auch biologisch nachweisbare Wirkungen zeigt.

Entscheidend für die therapeutische Umsetzung ist, dass Entspannungsübungen durch die Veränderung der Genregulation offensichtlich prophylaktisch wirken. Umso mehr ich möchte alle Stressgefährdeten ermuntern, sich die relativ überschaubare Zeit zur Pflege ihres Entspannungssystems zu gönnen.

Wenn Sie sich über die Grundlagen der Epigenetik informieren möchten finden Sie eine Darstellung auf meiner Homepage unter „Aktuelles“. Online ist die Publikation zu finden unter
https://www.karger.com/Article/FullText/501646

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Barbara Steinhilber